Dass Göttingen nach dem II. Weltkrieg eine bedeutende Filmstadt war, wissen wohl viele; dass hier aber auch ein Zentrum für Trickfilme bestand, sicher nur wenige.

Herr Stefan Matysiak hat für die Zeitschrift faktor (3/2009) in einem sehr lesenswerten Artikel aufmerksam gemacht auf das Wiken Gerhard Fiebers.

Der war schon in den dreißiger Jahren nach seinem Kunststudium Zeichner für Trickfilme bei der UFA. In versuchter Konkurrenz zu Walt Disney erfolgreichen Produktionne wie "Micky Maus" wollte die Deutsche Zeichenfilm GmbH z.B. mit dem Film "Armer Hansi" 1943 einen eigenen Markt bedienen, ziemlich erfolglos, und auch nach dem Kriege war dem tollen Trickfilmzeichner Fiber, der sich selbständig gemacht hat, mit Wilhelm-Busch-Adaptionen gegen Disneys "Schneewittchen" etwa kein durchgreifender Erfolg beschieden.

Fieber kam mit seiner EOS-Film-Firma 1950 von Bad Sachsa nach Göttingen, also in die damalige Filmstadt, und entwickelte im seinerzeit größten deutschen Trickfilmstudio sehr bald Werbefile, nun im Wirtschaftswunederland mit viel Aufträgen und Fortune. Kulturfilme in Tricktechnik waren weniger gefragt, und auch bei den Werbefilmen ging die Tendenz in den 60er Jahren mehr zu realen Szenen. Gerhard Fieber aber fand beim ZDF in Mainz neue Aufgaben. Die bekannten Mainzelmännchen sind sein Werk,

Mit der kurzgefaßten Wirkungsgeschichte dieses Filmemachers hat der Autor Stefan Matysiak zugleich ein Stück Zeitgeschichte gestreift und eine fast vergessene Szene Göttinger Kulturlebens in Erinnerung gebracht. Es ist ihm sogar gelungen, den hochbetagten Gerhard Fieber und seine Frau selbst zu erreichen und zu befragen.

Sein Text "Fieber-Zeit" ist verläßlich recherchiert, präziese formuliert und mit hübschen Bildbeispielen auch ein Augengenuß.

Wir graturlieren Herrn Matysiak zum Alexanderpreis 2010!

Zum Text von Stefan Matysiak