Wir haben nun schon einiges über die neuen Medien erfahren: Blogger machen den Zeitungen das Leben schwer, Jugendliche chatten und „simsen“ lieber als dass sie längere Texte schreiben. Lichtenberg würde heute seine Aphorismen twittern.

Ich füge noch ein paar Schlagworte hinzu: „Podcast“ und „Cross Media Publishing“. Und wer glaubt, dass sei wieder nur etwas, das Jüngere beherrschen, täuscht sich.

Michael Schäfer ist vor kurzem in den Ruhestand gegangen. Dass er das Schreiben trotzdem nicht lässt, gehört zu den angenehmen und häufig vergnüglichen Bestandteilen des täglichen Zeitungskonsums. Hoffen wir einmal, dass Du, lieber Michael, dies noch ein wenig weitermachst. Und damit meine ich nicht nur deine Musikrezensionen, sondern zum Beispiel auch die Radiotipps. Oder eben die Podcasts. Deine „Schäferstunden“ haben eine große Fangemeinde. Podcasts sind im Grunde Radiosendungen, die unabhängig von einer bestimmten Sendezeit abhörbar sind.

Und so sind auf der Internetseite des Göttinger Tageblatts in der Rubrik der Podcasts nicht nur die Schäferstündchen zu hören, sondern auch 12 kleine Sendungen über 12 Glocken in der Region Göttingen. Für die erschienenen Artikel über diese Glocken bekommst Du heute (einmal mehr) den Alexanderpreis zugesprochen, ich überreiche Dir gleich den dritten Preis.

Im Internet kann man diese Texte auch hören – natürlich vom Autor selbst gesprochen. Und dazu gibt es dann die Glockentöne zu hören.

Die Texte sind aber auch über die einzelnen Ausgaben der Tageszeitung hinaus zu lesen: der Kalender mit Bildern und eben den dazugehörigen Texten hängt als Kalender in diesem Jahr in vielen Wohnungen Göttingens und seiner Umgebung. Übrigens hängt für Sie zur Lektüre eine Ausgabe des Kalenders draußen an der Stellwand.

Diese Form des Nutzens verschiedener Medien nennt man „Cross Media Publishing“. Eine Veröffentlichungsform, mit der sich ganz offenbar auch Pensionäre heimisch fühlen.

In den Texten erfahren wir viel über die Glocken. Natürlich auch über ihre musikalischen Qualitäten – obwohl der Autor ja normalerweise über Instrumentalisten und ihre Instrumente schreibt. Glocken gehören zu den selbsttönenden Instrumenten. Es gibt aber über sie trotzdem viel zu erfahren. Und natürlich auch über die Kirchen, in denen sie hängen; über die Zeit, in der sie entstanden sind. Und es gibt die eine oder andere kleine Anekdote am Rande. Zum Beispiel, dass die Glocke der Reformierten Kirche Göttingen einen netten Spitznamen hat.

So sind zwölf Texte entstanden, die einen kleinen Mikrokosmos aufzeigen. Die Welt der Glockengießer und Glockentürme. Eine Welt in B, F und D oder in d, es, f, g und b. Eine Welt aus Bronze und aus Stahl – samt der Bedeutung der Glocken zu Kriegszeiten.

Lieber Michael Schäfer! „Siehe, ich verkündige euch große Freude“ – dies ist die Inschrift der Glocke in Es der Göttinger Albanikirche.

Ich freue mich, Dich wieder einmal auszeichnen zu dürfen und überreiche Dir hiermit den dritten Preis des diesjährigen Alexanderpreises der Alexanderstiftung. Herzlichen Glückwunsch!

Jens Wortmann